Prüfungen

Prüfungen werden bei Mannesmann Line Pipe nicht nur im Rahmen der vorgegebenen Normanforderungen absolviert, sondern es werden zusätzlich eine Vielzahl produktionsnaher interner Prüfungen und Untersuchungen durchgeführt, um die Herstellung über die Kundenanforderungen hinaus prozesssicher zu gestalten.

Unsere beiden Standorte haben wir mit einem umfangreichen Spektrum an Mess- und Prüftechniken ausgestattet. Während jeder Verarbeitungsstufe wird immer wieder genau geprüft, ob das Rohr den Vorgaben in allen wesentlichen Merkmalen entspricht. Dazu zählt u. a. die ständige Überprüfung von Länge, Durchmesser, Wanddicke, Gewicht, der mechanisch-technologischen Eigenschaften des Stahls, Dichtheit des Rohres, Schichtdicke der Umhüllung etc.

Alle Ergebnisse der Prüfungen werden regelmäßig statistisch ausgewertet. Auf dieser Basis werden vorbeugende Maßnahmen eingeleitet, um die hohe Qualität der Prozesse und Produkte durchgehend zu gewährleisten.

In sehr komplexen Diagnosefällen steht unser konzerninternes Forschungsinstitut, die Salzgitter Mannesmann Forschung, mit einer Vielzahl an Spezialisten und Wissenschaftlern rund um das Rohr zur Verfügung.

Durchgeführte Prüfungen (Auswahl)

Außerdem werden Fallgewichtsversuche, Eigenspannungsmessungen, Schweißtests, Ermüdungsversuche, Versuche zur Ermittlung der Bruchmechanik, Simulationen sowie werkstoffkundliche Untersuchungen durchgeführt.


Einzelne Prüfungen im Detail

Kerbschlagbiege-Prüfung

Der Kerbschlagbiegeversuch nach DIN EN ISO 148-1 und ASTM E-370 dient der Ermittlung des Widerstands eines Werkstoffes gegen Bruch (Zähigkeit) unter Einwirkung einer dynamischen Schlagbeanspruchung. Bei dem Versuch wird eine gekerbte Probe, deren Enden an Widerlagern anliegen, mit Hilfe eines genormten Pendelschlagwerks zerbrochen oder durch die Widerlager gezogen. Dabei wird die zur Erzeugung des Bruches verbrauchte Schlagarbeit gemessen. Zusätzlich erlaubt die optische Auswertung der Bruchfläche eine Aussage hinsichtlich des duktilen Verformungs- und des spröden Trennbruchanteils. Der Kerbschlagbiegeversuch eignet sich zum Beispiel für die Überwachung von Wärmebehandlungen und den Nachweis der Neigung zum Trennbruch.


Stahl-Schmelzanalyse

Modernste Anlagen in Verbindung mit ausgereiften Technologien und strenger Prozessüberwachung sichern engste Toleranzen für die geforderten Analysewerte. Der so produzierte Stahl ist äußerst homogen und bietet beste Voraussetzungen zur Produktion von Rohren nach Kundenvorgaben.


Kunststoff-Schälwiderstand

Kunststoff-Umhüllungen müssen den Stahlkörper insbesondere vor Korrosion schützen und daher äußeren Einflüssen (Druck, Schlag, etc.) zuverlässig standhalten. Der Schälwiderstand ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal von 3-Lagen-Polyolefin-Beschichtungen und gibt Auskunft über die korrekte Applikation des Verbundes Primer-Kleber-Polyolefin-Decklage. Die Prüfung ist in der DIN 30670, DIN 30678 und der ISO 21809-1 beschrieben. Zusätzlich sind alle Umhüllungen durch externe Laboratorien für den Einsatzzweck zugelassen.


Zementmörtel-Prüfung

Die Innenbeschichtung eines Rohrs wird im Laufe ihres langen Lebens zahlreichen Beanspruchungen ausgesetzt sein, wie z.B. Erosion, Temperaturschwankungen, Druck oder Vibrationen. Mit Hilfe von Druck- und Biegezugfestigkeit nach DIN 1164 wird die Beständigkeit des Auskleidungsmaterials gegenüber diesen Belastungen regelmäßig geprüft. Zusätzlich werden auch hier die eingesetzten Materialien für den Trinkwassereinsatz auf ihre Tauglichkeit von externen Prüflaboren untersucht und zugelassen.


HIC-Test (Hydrogen Induced Cracking)

Im HIC-Test wird die Beständigkeit des Stahls gegen Wasserstoff-induzierte Rissbildung (Hydrogen Induced Cracking) geprüft. Die Prüfung gibt Auskunft über die Eignung des Werkstoffes zum Einsatz in sauergashaltigen Medien. Die Tests werden unter standardisierten Testbedingungen nach NACE TM0284 oder unter modifizierten, betriebsrelevanten Testbedingungen beschrieben in der EFC 16 durchgeführt. Für die Prüfungen stehen moderne, gut ausgerüstete und nach ISO 17025 akkreditierte Labore zur Verfügung.


SSC-4-Punktbiegetest (Sulfide Stress Cracking)

Beim SSC-4-Punktbiegetest wird die Beständigkeit von Stahl gegen Wasserstoff-induzierte Spannungsrisskorrosion (Sulfide Stress Cracking) geprüft. Die Prüfung gibt Auskunft über die Eignung des Werkstoffes zum Einsatz in sauergashaltigen Medien und ist in der ASTM G39 beschrieben. Die Tests können unter standardisierten oder modifizierten, betriebsrelevanten Testbedingungen durchgeführt werden. Die entsprechenden Testbedingungen sind in der NACE TM0177 bzw. in der EFC 16 beschrieben. Für die Prüfungen stehen moderne, gut ausgerüstete und nach ISO 17025 akkreditierte Labore zur Verfügung.


CD Test (Cathodic Disbondment)

Beim Cathodic disbondment test (CD Test) wird die Anfälligkeit von Beschichtungen für durch KKS bedingte Enthaftung an einer Fehlstelle untersucht. Die Prüfung gibt außerdem Auskunft über die Qualität einer Beschichtung, da Oberflächenvorbereitung und Applikation einen Einfluss auf die kathodische Unterwanderung haben. Übliche Normen sind ISO 21809-1 für 3-Lagen-Polyolefin-Beschichtungen und ISO 21809-2 für FBE-Beschichtungen.


Innendruckversuche

Bauteilversuche unter Innendruck werden an Leitungsrohren und Rohren für Behälteranwendungen durchgeführt. In Abnahmeversuchen werden Rohre z.B. dem 1,5-fachen Betriebsdruck ausgesetzt und so ihre sichere Belastbarkeit im späteren Einsatz sichergestellt. Zur Ermittlung der maximalen Belastbarkeit und von Versagensmechanismen werden Berstversuche durchgeführt.


Kollapsversuche

Beim Offshore-Einsatz in der Tiefsee müssen Stahlrohre auch bei den enormen Außendrücken dauerhaft betriebstauglich bleiben. In Kollapsversuchen wird die entsprechende Widerstandskraft der Rohre geprüft. So kann nicht nur die Kollapsbeständigkeit bei Betriebsbedingungen nachgewiesen, sondern auch durch Erhöhung des Außendrucks bis zum Kollaps die maximale Belastbarkeit und das Versagensverhalten an den Rohren ermittelt werden.


Biegeversuche

Zur Ermittlung der Strain-based-design-Eigenschaften von Onshore-Rohren und der Reeling-Eigenschaften von Offshore-Rohren werden Full-Scale Biegeversuche durchgeführt. Mit dem Rohrbiegeprüfstand „LiSA“ (Limit State Analyzer) können 4-Punkt-Biegeversuche bis zum Bauteilversagen z.B. durch Knicken oder Reißen durchgeführt werden, wobei das Biegen mit und ohne gleichzeitigen Innendruck möglich ist. Mit wechselnden Biegezyklen werden die Belastungen von Offshore-Pipelines im Reeling-Verfahren realitätsnah simuliert.