FAQs
Hier finden Sie Fragen, die uns immer wieder begegnen, und ihre entsprechenden Antworten rund um die Stahlrohrherstellung bei Mannesmann Line Pipe und die Stahlrohrverwendung.
1. Was bedeutet Hoch-Frequenz-Induktions(HFI)-Schweißen?
2. Welcher Stahl wird für die Produktion der Rohre verwendet?
3. Wie lauten die neuen Normbezeichnungen für Stahlrohrwerkstoffe?
4. Was bedeutet der Begriff "Schweißnahtfaktor"?
5. Wie viel Druck halten Rohre aus?
6. Wie lange sind Rohre haltbar?
7. Woraus besteht eine Kunststoff-Umhüllung?
8. Was ist eine Faserzementmörtel-Ummantelung?
9. Welche Auskleidungen für Rohre gibt es?
10. Wie werden die Rohre auf Baustellen verbunden?
11. Was ist bei der Rohrbettung zu beachten?
1. Was bedeutet Hoch-Frequenz-Induktions(HFI)-Schweißen?
Bei der Rohrherstellung verwendet Mannesmann Line Pipe zum Verschweißen der Längsnaht das Hoch-Frequenz-Induktions(HFI)-Widerstands-Pressschweiß-Verfahren.
Bei diesem Verfahren läuft das durch Walzgerüste zum Schlitzrohr eingeformte Band kontaktfrei durch eine von hochfrequentem Strom durchflossene Spule. Dadurch wird ein hochfrequenter Strom im Rohr erzeugt, der sich um die Rohroberfläche und die beiden Bandkanten zum Kreis schließt.
Dies ermöglicht eine Erwärmung der Bandkanten auf Schweißtemperatur in sehr kurzer Zeit.
Durch Druckrollen werden die Bandkanten zusammengepresst und ohne Verwendung weiterer Zusatzstoffe homogen verschweißt.
Weitere Informationen zum Herstellungsverfahren finden Sie hier.
2. Welcher Stahl wird für die Produktion der Rohre verwendet?
Je nach Einsatzbereich gibt es eine Reihe unterschiedlicher Stahlsorten bzw. Werkstoffe, welche sich durch die mechanischen Eigenschaften wie beispielsweise Festigkeit und Zähigkeit oder die chemische Komposition des Stahls unterscheiden.
Diese Eigenschaften werden durch eine Reihe von Normen definiert, die je nach Anwendungsbereich der Rohre zum Einsatz kommen. Die Werkstoffe der Rohre von Mannesmann Line Pipe finden Sie sortiert nach Anwendungsbereichen auf den Unterseiten des Lieferprogrammes.
3. Wie lauten die neuen Normbezeichnungen für Stahlrohrwerkstoffe?
Die neuen Bezeichnungen richten sich nach den jeweiligen Technischen Lieferbedingungen.
Bei Gasleitungsrohren bis 16 bar (Ersatz der DIN EN 10208-1 durch ISO 3183:2012) sind dies die Werkstoffgüten L 245 N bis L 360 N.
Bei Hochdruckgasleitungsrohren über 16 bar (Ersatz der DIN EN 10208 durch ISO 3183:2012 Annex M) sind dies die Werkstoffgüten L 245 NE bis L 485 ME.
Bei Wasserleitungsrohren (Ersatz der DIN 1626 durch DIN EN 10217-1 "Rohre für Druckbeanspruchungen" bzw. DIN EN 10224 "Rohre und Fittings aus unlegiertem Stahl für den Transport von Wasser und anderen wässrigen Flüssigkeiten" sind dies die Werkstoffgüten P 195, P 235 und P 265 nach DIN EN 10217-1 bzw. L 235, L 275 und L 355 nach DIN EN 10224. Beide Technischen Lieferbedingungen sind möglich. Die maßgeblichen Normen für unser Lieferprogramm finden Sie sortiert nach Anwendungsbereichen auf den Unterseiten des Lieferprogramms.
4. Was bedeutet der Begriff "Schweißnahtfaktor"?
Er gibt die Wertigkeit der Längsnahtschweißung bei geschweißten Stahlrohren an.
Ein Faktor von 1,0 bedeutet, dass die mechanisch-technologischen Eigenschaften der Schweißnaht dem Grundwerkstoff entsprechen (Schweißnaht=Grundwerkstoff).
5. Wie viel Druck halten Rohre aus?
Die Auslegung von Stahlrohren erfolgt je nach Region nach verschiedenen Standards z.B. ASME Codes, EN 13480 usw. Hiernach wird die Wanddicke in Abhängigkeit der Stahlgüte für den vorgesehenen Innendruck berechnet.
Sowohl für Gas- als auch für Wasserleitungsrohre sind Nennwanddicken in den jeweiligen Fertigungsnormen vorgesehen, die in der Regel Innendrücken standhalten, die weit über dem normalerweise üblichen maximalen Betriebsdruck liegen.
Stahlrohre werden je nach Verwendung für sehr unterschiedliche Betriebsdrücke ausgelegt. Beispielsweise werden Gasleitungen im Niederdruckbereich bis maximal 16 bar hergestellt.
Für höheren Druck werden Hochdruckrohre verwendet, bei denen die Nennwanddicken in der Regel gesondert berechnet werden.
6. Wie lange sind Rohre haltbar?
Stahl ist ein äußerst langlebiger Werkstoff, allerdings ist er je nach Einsatzort unterschiedlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt, welche die Haltbarkeit beeinträchtigen können.
Eine große Rolle spielt dabei der Schutz vor Korrosion, ausgelöst durch den möglichen Kontakt des Stahls mit wässrigen Medien. Weitere schädliche Stoffe für die Haltbarkeit der Rohre sind salzhaltige oder saure Medien und Böden.
Zum Schutz der Außenseite wird daher in der Regel eine Kunststoff-Umhüllung auf das Rohr aufgetragen sowie teilweise noch eine zusätzliche Zementmörtel-Ummantelung, die dem mechanischen Schutz der Kunststoff-Umhüllung dient.
Rohre die Wasser oder Abwasser transportieren, werden zusätzlich auch auf der Innenseite mit einer Zement-Auskleidung versehen. Beim Rohrleitungstiefbau ist die Rohrbettung ein weiterer Faktor, der die Langlebigkeit eines Rohres mitbestimmt.
Adäquat geschützte Rohre halten bei sachgemäßer Verlegung und Verwendung mehrere Jahrzehnte.
7. Woraus besteht eine Kunststoff-Umhüllung?
Bei einer Kunststoff-Umhüllung von Stahlleitungsrohren wird heute standardmäßig eine Dreischicht-Umhüllung ausgeführt.
Die ersten beiden Schichten werden elektrostatisch als Pulver auf das vorher erwärmte Rohr aufgetragen, die eigentliche Kunststoff-Umhüllung nachfolgend als Schlauch nahtlos extrudiert.
Die erste Schicht der Umhüllung besteht aus einem Epoxidharz und dient als Haftgrund auf der Stahlrohroberfläche, die zweite Schicht ist ein Polyethylen-Copolymerisat und dient als Haftvermittler zwischen Epoxidharz-Grundschicht und der eigentlichen Kunststoff-Umhüllung. Die Kunststoff-Umhüllung selber ist der eigentliche Korrosionsschutz.
Die von Mannesmann Line Pipe eingesetzten MAPEC®-Kunststoffumhüllungen schützen bei allen Bodenaggressivitätsstufen. Für erhöhte Temperaturen stehen spezielle Umhüllungen zur Verfügung. Weitere Informationen über unsere Beschichtungssysteme finden Sie in den beiden Anwendungsbereichen Leitungsrohre für Öl & Gas und Leitungsrohre für Wasser & Abwasser.
8. Was ist eine Faserzementmörtel-Ummantelung?
Eine Faserzementmörtel-Ummantelung ist ein zusätzlicher Schutz für den äußeren Korrosionsschutz von Stahlleitungsrohren mit Kunststoff-Umhüllung. Er besteht aus einer Mischung von Sand, Zement, Fasern, Wasser und weiteren Zusatzstoffen und wird spiralförmig auf das Rohr aufgetragen, gleichzeitig wird außen als Armierung eine Gewebebandage in den Mörtel eingearbeitet.
Eine Faserzementmörtel-Ummantelung wird immer dann eingesetzt, wenn die Kunststoff-Umhüllung während der Verlegung oder im späteren Betrieb der Rohrleitung erhöhten mechanischen Belastungen ausgesetzt ist, also beispielsweise in steinigen und felsigen Böden oder bei der grabenlosen Rohrverlegung.
Die FZM-Ummantelung wird auch zur Auftriebssicherung bei Seeverlegung (bzw. Dükerleitungen) angewendet.
Als werksseitige Möglichkeit kann die FZM-Ummantelung in Schichtdicken bis zu 50 mm ausgeführt werden. Weitere Informationen finden Sie hier.
9. Welche Auskleidungen für Rohre gibt es?
Rohre für den Transport von gasförmigen Medien können zur Reduktion der inneren Reibungswiderstände mit einem Epoxy Flow Coat versehen werden. Diese Innenbeschichtung erfüllt international anerkannte Anforderungen der API RP 5L2 oder der EN 10311. Weitere Informationen zu Epoxy Flow Coat finden Sie hier.
Rohre zum Transport von Wasser und Abwasser werden im Rohrinneren ausgekleidet, um das Rohr vor Korrosion infolge von Kontakt mit wässrigen Medien zu schützen. Dabei ist für Wasserleitungsrohre eine Zementmörtel-Auskleidung nach EN 10298 üblich.
Die genaue Entscheidung über das Auskleidungsmaterial hängt allerdings immer vom zu transportierenden Medium ab.
Beim Transport von Wasser kann es insbesondere durch ein kalkaggressives oder sehr weiches Wasser zu einer Reaktion des zu transportierenden Wassers mit der Auskleidung kommen. Die Folge kann in einigen Fällen beispielsweise eine unerwünschte Erhöhung des pH-Wertes sein.
Salzgitter Mannesmann Line Pipe übernimmt hier jeweils eine Beurteilung der Wasserqualität, um eine geeignete Auskleidung festzulegen.
Für Trinkwasserleitungsrohre wird in der Regel ein Zementmörtel auf Portlandzementbasis (neue Bezeichnung: CEM I) verwendet, der bei Bedarf noch speziell nachbehandelt wird.
Grundsätzlich können mit ausgekleideten Rohren auch Abwässer transportiert werden, sofern sie den Anforderungen und Grenzwerten nach ATV-A 115 entsprechen. Bei Überschreitung einzelner Grenzwerte oder Sonderanwendungen in Bezug auf die Betriebsbedingungen sollte die Auskleidung ebenfalls mit Salzgitter Mannesmann Line Pipe abgestimmt werden.
Für Abwasserleitungsrohre oder sonstige Medien wird in der Regel ein Zementmörtel auf Hochofenzementbasis (neue Bezeichnung: CEM III/A bzw. CEM III/B, je nach Hüttensandgehalt) eingesetzt. Weitere Informationen zu ZM-Auskleidungen finden Sie hier.
10. Wie werden die Rohre auf Baustellen verbunden?
Bei Gas- und Wasserleitungsrohren wird heutzutage aufgrund der hohen Wirtschaftlichkeit und der Baustelleneignung in der Regel das Lichtbogenhandschweißen mit umhüllter Stabelektrode angewendet (in Fallnahttechnik mit celluloseumhüllter Stabelektrode).
In Einzelfällen und bei kleinen Rohrdimensionen auch das Gasschweißen (nur bei Gasrohrleitungen, nicht bei Wasserrohrleitungen mit Zementmörtel-Auskleidung).
Bei besonderen Anforderungen an die Schweißnahtgüte (z.B. Kraftwerkrohrleitungsbau) kommt auch das WIG-Schweißen zur Anwendung.
Kunststoff-umhüllte Rohre
Nach dem Schweißvorgang mit einem mobilen Schweißgerät werden die Rohre zur Vervollständigung der Kunststoffumhüllung nachumhüllt. Dazu werden im Rohrverbindungsbereich kalt oder warm zu verarbeitende Systeme verwendet.
Standardmäßig werden heute entweder PE-Bindensysteme oder Schrumpfschläuche bzw. -manschetten eingesetzt.
FZM-ummantelte Rohre
Bei FZM-ummantelten Rohren wird anschließend noch eine Nachummantelung mit einem Gießmörtelsystem oder mithilfe von Zementbinden durchgeführt, wobei die Verwendung eines Gießmörtelsystems die häufigere Variante ist.
Für grabenlose Bauverfahren empfiehlt Salzgitter Mannesmann Line Pipe die Nachumhüllung mit einem Polyurethanverguss „MAPUR“.
Alternativ ist auch der Einsatz von Glasfaserkunststoff(GFK)-Nachumhüllungen möglich.
Ausgekleidete Rohre
Die Zementmörtel-Auskleidung von stumpfgeschweißten Rohren ist standardmäßig um drei bis fünf Millimeter glatt zurückgesetzt, damit die Rohrverbindung auf der Baustelle einwandfrei geschweißt werden kann. So verbleibt nach Herstellung der Rohrverbindung ein Restspalt im Rohrinneren von maximal 10 Millimetern.
Da die Stumpfschweißverbindung jedoch nur bei Rohrleitungen zum Transport von Trinkwässern eingesetzt wird, ist eine Nachbehandlung des Schweißnahtbereiches nicht erforderlich. In diesem Bereich bildet sich durch Reaktion mit dem durchfließenden Trinkwasser eine Schutzschicht, die jeden Korrosionsangriff sicher verhindert.
Bei Abwasserleitungen werden in der Regel Rohre mit Einsteckschweißmuffen verwendet. Durch diese Verbindungsart entsteht eine durchgehende Zementschicht auf der Innenseite die den Stahl vor dem aggressiven Medium schützt.
11. Was ist bei der Rohrbettung zu beachten?
Die geeignete Rohrbettung ist ein wesentlicher Faktor für den Bau einer langlebigen und sicheren Rohrleitung. Eine optimale Bettung sorgt dafür, dass das Rohr durch den Boden gleichmäßig gestützt wird. In der Regel verwendet man dazu Sand als Bettungsmaterial. Bei der Auswahl des Bettungsmaterials ist allerdings auf eine passende Körnung zu achten.
So sollte bei einer Rohrverlegung mit Bodenverdichtung eine Körnung des Bettungsmaterials (min/max in mm) von 0/4 (ungebrochen) verwendet werden. Bei Verwendung von Bettungsmaterial 0/8 muss die Verwendbarkeit im Einzelfall geprüft werden.
Die Eignung beruht dabei ganz wesentlich auf der Sieblinie des Materials. Bei Verlegung ohne Grabenverdichtung ist eine Körnung 0/8 bis 0/16 zulässig. Unsere Verlegeanleitung enthält weitere Informationen zum Thema Rohrgraben & Bettung.
12. Was versteht man unter Schnittrohren?
In der Regel können nie alle Rohre in werksgelieferten Längen verlegt werden. Es ergeben sich immer Abschnitte die durch kleinere Stücke ergänzt oder verbunden werden müssen. Dafür werden Schnittrohre verwendet.
Gelieferte Rohre werden auf der Baustelle dazu in der Regel mit handelsüblichem Trennschleifer (Stahltrennscheibe) getrennt. Bei allen Rohren mit Kunststoff-Umhüllung erfolgt danach die Rohrerwärmung mittels Gasbrenner nach Möglichkeit von innen, nach Erwärmung des Rohres auf ca. 80 °C wird die Kunststoff-Umhüllung radial und in der Länge eingeschnitten und kann dann relativ leicht vom Rohr abgezogen werden. Abschließend erfolgt die Erneuerung der Rohrfase.
Unsere Verlegeanleitung enthält weitere Informationen zum Thema Baustellenschnitte.
13. Wie verlegt man Rohrleitungen um Kurven?
Wenn Rohrleitungen nicht gerade verlaufen sollen, sondern Abbiegungen auftreten, müssen Rohrbögen verwendet werden. Diese können in unterschiedlichen Ausführungen bei einem Rohrbiegewerk bestellt werden.
Auf längere Distanzen kann die Rohrleitung auch kurvig verlegt werden, dabei haben die Kurven allerdings aufgrund der Werkstoffeigenschaften einen relativ hohen Radius.
Der minimale Biegeradius für geschweißte Wasserrohrleitungen aus Stahl errechnet sich nach der Formel Rmin=500*Da [m], wobei Da der Außendurchmesser des Rohres in Metern ist.
Der minimale Biegeradius für Gasrohrleitungen richtet sich nach dem Betriebsdruck der Rohrleitung. Bei Betriebsdrücken bis 4 bar errechnet er sich nach der Formel Rmin= 210*S/K*Da, bei Betriebsdrücken größer 4 bar bis 16 bar errechnet er sich nach der Formel Rmin= 206*S/K*Da (mit S=Sicherheitsbeiwert, K=Streckgrenze des Werkstoffes und Da=Außendurchmesser Rohr).
Unsere Verlegeanleitung enthält weitere Informationen zum Thema Richtungsänderungen von Rohrleitungen.