Einsatz von kombinierten Gefüge-Charakterisierungsmethoden

Die Mannesmann Line Pipe GmbH erweitert ihr Methodenspektrum durch die systematische Verknüpfung unterschiedlicher Mikrostruktur-Charakterisierungsansätze mit dem Ziel, die Eigenschaften der HFI-geschweißten Stahlrohre zu optimieren.

Das Verständnis moderner Werkstoffe und Produktionsprozesse wird durch neue und innovative Untersuchungsmethoden und Analyse-Werkzeuge stetig erweitert. Dazu gehört insbesondere auch die umfassende Ausschöpfung des Informationsgehaltes der generierten Daten, u.a. durch die Weiterentwicklung der Auswerteverfahren. In Zusammenarbeit mit der Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH wird hierzu die Vision verfolgt, Synergieeffekte bei der Anwendung und Auswertung von Mikrostruktur-Charakterisierungsmethoden auf verschiedenen Größenordnungsskalen, d.h. makroskopisch, mikroskopisch und nanoskopisch, umfassend zu nutzen und mit den mechanischen Eigenschaften zu korrelieren. Untersucht werden HFI-Nähte bezüglich des Einflusses der Prozess- und Wärmebehandlungsparameter auf die Nahteigenschaften.

Dazu werden insbesondere elektronenmikroskopische Methoden angewendet. Mittels Elektronenrückstreubeugung (EBSD) kann beispielsweise eine Korrelation zwischen der mittleren lokalen Missorientierung, der Mikrohärte (bzw. Eindringhärte) sowie der Zähigkeit im Kerbschlagbiegeversuch hergestellt und auf verschiedene Nahtglühungen übertragen werden. Exemplarisch sind in der oberen Abbildung die lokale Missorientierung (oben) und die Eindringhärte (unten) für zwei verschiedene Temperaturführungen bei der Nahtglühung gezeigt. In den beiden Abbildungen unten sind die entsprechenden Dichteverteilungen dargestellt, aus denen die direkte Korrelation zwischen den beiden Messgrößen hervorgeht: Die höhere Mikrohärte spiegelt sich in der höheren lokalen Misorientierung wider.

Auf Basis dieser Ergebnisse sowie weiterer, umfangreicher Arbeiten liegt nun je nach Fragestellung und vorliegenden mechanisch-technologischen Eigenschaften eine Auswahl von Methoden zur Mikrostrukturcharakterisierung betrieblicher Proben vor. Aufgrund wachsender Anforderungen und für den individuellen Anwendungszweck optimierter HFI-Rohre ist es unerlässlich, die gesamte Charakterisierungspalette von Standardverfahren, wie z.B. der Lichtmikroskopie, bis hin zu elektronenmikroskopischen Untersuchungen gezielt einzusetzen. Nur so können potentiell ungünstige Gefügebestandteile auf allen Größenskalen frühzeitig erkannt und geeignete Abhilfemaßnahmen abgeleitet werden. Auf diese Weise arbeiten wir ständig an der Verbesserung der Produktqualität.